Fahrtenleitung für Anfänger

Ein Bericht von Arne Borsum – Fotos: Arne Borsum

Für alle Teilnehmer der Ruderkurse bietet die Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken e.V (EWF) jedes Jahr auch eine Wanderfahrt auf fließendem Gewässer an. Die Fahrt in diesem Jahr führte uns auf die Donau von Vohburg durch den Donaudurchbruch bei Kloster Weltenburg bis nach Kelheim.p10205332_scaledMit diesen Ausbildungsfahrten wollen wir unseren Kursteilnehmern die Besonderheiten des Ruderns auf fließenden Gewässern und Wasserstraßen vermitteln. Dazu gehören idealerweise auch die Vorbereitung und das Verladen der Boote zum Transport, eine Schleusung, das Ab- und Anlegen ohne Bootssteg am Ufer, Brückendurchfahrten und Fähren. Erfahrene Wanderruderer und weitere Vereinsmitglieder begleiten die Fahrt.

Zur Vorbereitung erhalten die Teilnehmer auf einem Infoabend auch eine kurze Schulung zum Ablauf einer Wanderfahrt aber auch eine Einführung in das Rudern und Steuern auf fließenden Gewässern, Vorfahrtsregeln usw.

Doch nicht nur für die Ruderkursteilnehmer ist diese Fahrt eine Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. Zum einen können die Teilnehmer unseres Steuer- und Obleutekurses ihre theoretisch und auf dem Main-Donau-Kanal erworbenen Kenntnisse vertiefen. Zum anderen hatten wir festgestellt, dass wir auch weitere Mitglieder vermehrt an die Tätigkeit des Fahrtenleiters heranführen möchten. Denn uns war aufgefallen, dass es immer wieder dieselben Leute sind, die Fahrten organisieren und leiten. Wir hielten es für enorm wichtig, neben den „alten Hasen“ auch neue Fahrtenleiter zu gewinnen und auszubilden.

Daher hat die EWF dieses Jahr ein Mentorenkonzept für die Fahrtenleitung umgesetzt. Je ein Fahrtenleitungsneuling bekam Unterstützung durch einen erfahrenen Fahrtenleiter, um eine Fahrt zu organisieren und die Durchführung zu leiten. So geschah es, dass ich als relativer Neuling – ich rudere nun im dritten Jahr – die Fahrtenleitung für die EWF-Ausbildungsfahrt übernahm.

Die Strecke für die diesjährige Wanderfahrt hatten wir schon bei der Planung des Sommerprogramms im Winter festgelegt. Es sollte eine Tagesfahrt auf der Donau vorbei am Kloster Weltenburg werden. Kaum ausgeschrieben, fanden sich schnell 12 Teilnehmer – eine bunte Mischung aus Neulingen und Erfahrenen aller Altersgruppen. Bei der Einteilung der Mannschaften achtetet wir auf Ausgeglichenheit, sodass pro Boot mindestens ein erfahrener Ruderer als Obmann zur Verfügung steht und noch ein zweiter, der ordentlich durchziehen kann. So besetzten wir drei Boote: einen gesteuerten Doppelvierer, einen gesteuerten Doppeldreier und einen gesteuerten Doppelzweier.

Liegendes Verkehrsschild

Am frühen Morgen des 2. Juli brachen wir also mit drei Autos und Bootsanhänger auf in Richtung Vohburg an der Donau. Die Boote wollten wir oberhalb der dortigen Schleuse einsetzen – nur um dann gleich flußabwärts zu schleusen, wie es sich für eine Ausbildungsfahrt gehört. Ich als Fahrtenleiter zog mit meinem PKW den Anhänger, hatte ich doch erst im April am Gespannfahrerlehrgang des BRV teilgenommen. Nun ist die Altstadt von Vohburg verwinkelt und prompt nahm ich eine Abzweigung falsch. Beim Versuch, mit dem Bootsanhänger durch eines der Stadttore zu rangieren, lenkte ich einige Zentimeter zu früh ein. Kurz darauf sah ich im Rückspiegel ein Verkehrsschild tanzen und dann umfallen. Das ausschwenkende Heck des Anhängers hatte ein Vorfahrt-gewähren-Schild glatt abgesäbelt.

Nach einem Telefonat mit der örtlichen Polizeidienststelle wurde der Anhänger per Hand wieder zurechtrangiert und ich nahm doch lieber eine weniger heraufordernde Durchfahrt…

p1020527_scaledSchnell wurden die Boote abgeladen und während der Rest der Mitfahrenden aufriggerten, brachten wir drei Autofahrer die PKWs und den Bootshänger bis zum Zielort. Bis wir mit dem Taxi wieder zurückkehrten, waren die Boote geschleust (wenn es nach der mitfahrenden Jugend gegangen wäre am liebsten immer wieder rauf und runter). Los ging es also auf den ersten Teilabschnitt bis Kloster Weltenburg. Mittlerweile hatte sich eine dunkle Regenfront genähert, die uns nicht verschonen sollte. Einen Großteil der Strecke regnete es – zwar nicht stark, aber beständig.

 

Rechtzeitig vor Kloster Weltenburg bereiteten wir dann die dortige Anlandung vor. Die Strömung fließt an dieser Stelle sehr schnell um eine Kurve und war an diesem Tag durch einen vergleichsweise hohen Wasserstand sogar noch etwas stärker als sonst. Aber all dies hatten wir vorher unter uns Steuerleuten besprochen: Deutlich vorher wendeten wir die Boote, so dass wir gegen die Strömung rudernd uns der Kiesbank vor dem Kloster näherten und ein Boot nach dem anderen sanft anlandeten.

Pause bei Kloster Weltenburg

Im Biergarten versuchten wir uns zu trocknen und zu stärken, um uns dann auf den zweiten Teil der Tagesstrecke zu begeben. Zunächst ging es vorbei an den Felsen des Donaudurchbruchs. Während wir die Landschaft bestaunten, hatte der Regen bereits nachgelassen und hörte letztlich ganz auf.

Auf den letzten Kilometern wurde die Donau dann immer breiter und gradliniger, sodass nun auch einzelne Kursteilnehmer und ein Jugendmitglied sich als Steuermänner beweisen konnten. So passierten wir schließlich Kelheim und die Mündung der Altmühl bzw. des Main-Donau-Kanals. Als Endpunkt unserer Tagestour hatten wir den Yachthafen Donautal ausgesucht, wo wir bequem unsere Boote aus dem Wasser holen und verladen konnten.

Alles in allem konnten trotz des regnerischen Wetters die Neulinge den Spaß am Wanderrudern kennenlerenen. Für nicht wenige ist dies Anlass und Motivation, in den Verein einzutreten und nach dem Kurs das Rudern weiter zu betreiben.p1020538