Rettungsübung auf dem Wasser

Einen bewusstlosen Ruderer aus dem Boot bergen? EWF und Wasserwacht haben es probiert!

Bericht von Ralf Ludwig

Ein Ruderer wird plötzlich bewusstlos, die Mannschaft eines Vierers befindet sich z.B. gerade auf einem See, es gibt keine vernünftige Übergabemöglichkeit des bewusstlosen Ruderers an die im Motorboot befindlichen Rettungskräfte über das Ufer.

Das waren die Vorgaben einer gemeinsamen Rettungsübung von Wasserwacht Ortsgruppe Erlangen und der Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken e.V. am 01.05.2014 im Rahmen der Rädli (eine Art gemeinsamer Tag der offenen Tür, bei der jedes Jahr zum 1. Mai sich Sport-Vereine allen Rad-fahrenden Gästen präsentieren können).

Die Idee zu den Vorgaben hatte sich der Autor bei einer ähnlichen Rettungsübung von DLRG und Ruder-Club Tegel am 21.09.2012 abgeschaut. Ein sehr aufschlussreiches und detailliertes Video dazu ist unter YouTube (Anm. 2016: nicht mehr erreichbar, aktuelleres Video weiter unten) zu finden. Aufmerksam wurden wir auf diese Übung im Rahmen eines 1. Hilfe-Lehrganges des Landesruderverbandes Berlin, durchgeführt von der DLRG Berlin-Spandau.

Auf dem Video deutlich zu sehen und in der Diskussion auf dem Lehrgang zu hören, ist den kritischsten Moment der Übergabe eines normal bis leicht übergewichtigen Ruderers auf das Rettungsboot sicher und effektiv hin zu bekommen. DLRG und RC-Tegel übten mehrere Varianten, die jedoch zumindest bei einer 80-90 kg schweren zu rettenden Person recht problematisch erscheinen.

Die Übung in Erlangen diente nun dazu, das 2012 Gelernte mit neuen Ideen weiter zu entwickeln. Eine besondere Herausforderung ist die Übergabe aus der Mitte des Vierers (Platz 2 und Platz 3) heraus. Die Übung ergab das überraschend positive Ergebnis, dass es durchaus möglich ist, innerhalb von 3 Minuten nach eintreffen des Rettungsmotorbootes, die bewusstlose Person an die Ersthelfer auf das Motorboot sicher übergeben zu können. Dazu sind wir wie folgt vorgegangen:

Das Rettungsmotorboot legt immer an Bug oder Heck, jedenfalls niemals beim zu Rettenden in der Bootsmitte an. Die Retter übergeben der Mannschaft ein Rettungsbrett, mithilfe dessen der zu rettende Ruderer zum Rettungsmotorboot gebracht wird. Die Handgriffe, wie man einen 90 kg Ruderer auf das Rettungsbrett bekommt, müssen jedoch geübt werden. Dies sollten die 2 stärksten Ruderer des Vierers übernehmen, während die anderen das Boot mit der Sicherheitsstellung stabilisieren. In der Zeit, in der man auf das Motorboot wartet, sollte man die Plätze dahingehend getauscht haben. Wie bekommt man nun den Ruderer auf das Rettungsbrett? Am schnellsten geht es, wenn der vordere Retter die Beine des Opfers auf die Ausleger spreizt, dann hebt der hintere Helfer mit dem Rautek-Griff das Gesäß des Opfers soweit an, dass der vordere das Brett zwischen den gespreizten Beinen darunter schieben kann. Alternativ kann man auch das Brett hinter den zu Rettenden legen und ihn mit dem Rautek Griff auf das Brett ziehen. Jetzt kann der zu Rettende problemlos und sicher über Bug oder Heck auf das Motorboot verfrachtet werden. Ob der zu Rettende auf dem Brett festgeschnallt werden soll oder nicht, ist mit den Einsatzkräften abzustimmen, da dies von dessen Zustand abhängt. Auf jeden Fall sollte man bei bewusstlosen Personen die Arme fixieren, damit sie nicht herunterfallen und bei der Übergabe z.B. zwischen die Boote gelangen können. Die Ruderplätze die für den Rettungsweg benötigt werden, sollten frei von eingelegten Skulls sein, damit diese nicht behindern. Zu hohe Steuerlehnen sind ggf. zu entfernen oder der Sitz entsprechend umzuklappen.

Mein Fazit weicht von dem Ergebnis der Übung in 2012 ab: Es ist durchaus möglich, bewusstlose Ruderer von jedem Platz eines Vierers dem Rettungsmotorboot mit Hilfe eines Rettungsbrettes ohne anzulegen sicher zu übergeben. Bis zur Übergabe müssen wir Ruderer jedoch genau wissen, was zu tun ist und das sollten wir geübt haben.

Fotos: Wasserwacht Erlangen