Frühjahrsfahrt auf wildem Wasser

Angedacht war eine Tagesfahrt auf dem Obermain schon länger. Nur zu welchem Zeitpunkt sollte sich erst kurzfristig entscheiden, denn Wetter und Wasserstand mussten passen. Denn ist das Wasser zu niedrig, ist der Obermain hier wegen diverser Stromschnellen und Untiefen praktisch nicht ruderbar. Bei zu hohem Wasserstand dagegen ist die Strömung viel zu stark und daher auch nicht ganz ungefährlich.

Ende März konnte Fahrtenleiter Rolf Baßler dann verkünden: „Am kommenden Sonntag den 3. April 2016 ist der Wasserstand sehr gut um den Main von Bad Staffelstein bis Hallstadt zu rudern. Das Wetter ist auch sehr gut gemeldet. Wir sollten die Gelegenheit nutzen. Beides also Wasser und Wetter passen selten zusammen.“

Mit zwölf Teilnehmern ging es also am Morgen des 3. April in Richtung Bad Staffelstein. Das Bootsmaterial: vier gesteuerte Zweier, eines davon das robuste Ruderkanu Allmächt. Das Wetter hätte zu dieser Jahreszeit kaum besser sein können. Das Wasser war noch eiskalt, aber die Sonne schien kräftig.

Als Einsetzstelle hatte der Fahrtenleiter den Bootseinstieg Unnersdorf (Main-Kilometer 420,0) ausgewählt. Nach einer Mittagspause bei Unterleitbach (Main-Kilometer 406,2) ging es dann weiter in Richtung Ziel bei Hallstatt (Main-Kilometer 388,2).

Der Streckenabschnitt gehört zum Kanuwanderweg Obermain des „Flussparadies Franken“. Der Obermain durchzieht mäandernt eine Auenlandschaft und wurde in den vergangenen 20 Jahren umfassend renaturiert. Befestigte und begradigte Ufer wurden abgetragen, gar eine neue Mainschleife bei Unterbrunn südlich von Ebensfeld angelegt, um sich dem historischen Flussverlauf wieder anzugleichen. Der Fluss, die Auwälder, Kies- und Sandbänke sind Lebensraum für viele bedrohte und faszinierende Tier- und Pflanzenarten. Der Main ist hier Teil des europäischen Naturerbes (Natura 2000 Gebiet). Um brütende Vögel und Jungfische zu schonen, sind ausschließlich die festgelegten Ein- und Ausstiegspunkte zu nutzen.

Was für die Natur und den Hochwasserschutz gut ist und für den Menschen schön aussieht, ist für Ruderboote schwierig befahrbar, denn es ist nicht immer erkennbar, wo man fahren kann. Zahlreiche Kiesbänke und Schwellen erfordern besondere Vorsicht. „Ich wollte eigentlich viel mehr Fotos machen,“ sagte einer der Steuerleute später, „aber ich kam kaum dazu. Meine Aufmerksamkeit war gefordert, Untiefen auszumachen und durch die Stromschnellen zu steuern.“

Das Befahren des Flusses ist nur bei einem Wasserstand über 2,2 m am Pegel Kemmern gestattet. „Mit unserem Boot Allmächt könnte man bei diesem Pegel fahren“, erklärt Fahrtenleiter Rolf. „Für unsere anderen Ruderboote ist dieser Stand schon zu niedrig.“ Bei einem Pegel von 2,3 m wurde 2009 ein Boot der EWF beschädigt. Als oberste Marke gilt am Pegel Kemmern die Meldestufe 1 für Hochwasser von 4,2 m. Die aktuellen und vergangenen Wasserstände lassen sich beim Hochwassernachrichtendienst Bayern abfragen.

Vom Wasser aus gut zu sehen waren auch die umfangreichen Bauarbeiten an der neuen Schnellfahrstrecke Ebensfeld–Erfurt. Wegen der Bauarbeiten ist immer wieder mit Behinderungen und Sperrungen zu rechnen. Daher sollte man bei der Planung der Fahrt Aktuelle Informationen unter http://www.main-wasserwandern.de/aktuelles/ über aktuelle Einschränkungen informieren. Informationen zum Flussparadies Franken, Befahrensregeln und mehr finden sich auf http://flussparadies-franken.de/flusserlebnisobermain/kanuwanderweg.html

Bericht von Arne Borsum, Bilder: Hans-Heinrich Hartmann, Rolf Baßler, Arne Borsum